Kindergesichter:
Jedes ist eine Landschaft, die erkundet werden will,
ein aufgeschlagenes Buch, in dem der Weise
die größten Geheimnisse und Wahrheiten entdecken wird.
Kindergesichter:
Jedes ist eine Welt.
Und ihr Weinen und ihr Lachen, ihr Staunen und ihr Zorn,
ihre Wildheit beim Spiel und ihre Sanftmut im Schlaf.
Kindergesichter:
Jedes ist eine Welt.
Und ihr Weinen und ihr Lachen, ihr Staunen und ihr Zorn,
ihre Wildheit beim Spiel und ihre Sanftmut im Schlaf.
Kinderfragen:
Im Meer gibt es Fische, die Menschen verschlucken.
Was fressen sie, wenn kein Schiff untergeht?
Die Bienen haben eine Königin, warum haben sie keinen König?
Haben ausgestopfte Tiere einmal gelebt,
und kann man einen Menschen ausstopfen?
Weshalb sind die Tränen salzig?
Muss man wirklich sterben?
Wo bin ich gewesen, als ich noch nicht auf der Welt war?
Warum sterben Kinder, und Alte bleiben am Leben?
Warum kann ein Kanarienvogel nicht in den Himmel kommen?
Kommt die Milch in der Brust auch von der Kuh?
Was ist ein Schatten, und warum kann man nicht vor ihm fliehen?
Warum gibt es Hungrige und Frierende und Arme?
Und warum kaufen sie sich nichts?
Warum haben sie kein Geld, warum gibt man ihnen nichts so?
Kann ein Adler bis in den Himmel fliegen?
War Mose sehr erschrocken, als er Gott erblickte?
Ist der Donner ein Wunder?
Die Luft, ist das Gott?
Warum kann man die Luft nicht sehen?
Weiß das kein Mensch auf der ganzen Welt?
Kindergesichter, Kindergesichter und Fragen, Fragen.
Noch glauben sie: Einmal, wenn sie groß sind, würden sie alles wissen.
Gedichttext: Konrad Weiß, Regisseur, 1988, aus »Und ich suche meine Bilder an der weißen Wand...« Fragmente für einen Film über Janusz Korczak